Syndicated Content im Radio: eine Win-Win-Situation

Warum ich auf Syndicated Content setze

In Deutschland steckt Syndicated Content für Radioprogramme im Gegensatz zu den USA noch in den Kinderschuhen. Doch der unabsehbare Trend zu outgesourceten „Netzwerk-Redaktionen“ macht diese Form der Content-Produktion auch für das deutsche Radio interessant.

Was gut angenommen wird, sind die verschiedenen Comedy-Serien à la „Der kleine Nils“, die von Nord nach Süd einmal produziert auf vielen Sendern im jeweiligen Sounddesign laufen. Als komplette Syndicated Shows fallen mir nur noch Enrico Ostendorfs Hit-Mixe oder die Oldie-Sendung von Conny Ferrin ein. Prinzipiell doch eigentlich eine schöne Sache, denn hochwertiger Content ist teuer und das föderale System bietet genug Möglichkeiten, mit ein und der selben Produktion mehrfach auf Sendung zu gehen.

Darum will ich den Gedanken von Syndication auf das Gebiet des Musikjournalismus anwenden und attraktive Inhalte anbieten, die von mehreren Programmen/Channels im deutschsprachigen Raum übernommen werden können. Das Prinzip ist, daß es für die Hörer/Nutzer so aussieht, als handele es sich um ein Produkt des Senders.

Die Sender profitieren von günstigen Inhalten, die als Eigenproduktion wesentlich mehr kosten würden, die Hörer von hochwertigen Inhalten, die sie ohne Syndication (aus genannten Kostengründen) nicht bei ihrem Lieblingsprogramm hören würden.

Ich sehe als Abnehmer überwiegend Unternehmen mit kleinem und mittlerem Budget, die in Zukunft noch zahlreicher werden dürften, z.B. Lokalsender-Ketten. Die sind prinzipiell eine tolle Sache, denn lokale Nachrichten gehören mit zu den attraktivsten Inhalten, und immer mehr Bundesländer (wie gerade Schleswig-Holstein) öffnen sich für diese Organisationsform von Rundfunk. Neben hohem Off-Air-Werbeaufwand, technischer Erstausstattung, hohen Sendermieten bleibt da oft nur noch wenig Spielraum für die journalistischen Programmleistungen. Syndication bedeutet dabei auch, daß man schnell jahrelang erworbenes Know How für den Programmaufbau nutzen kann.

Zu Beginn biete ich zwei Syndications an: die musikjournalistische Sendereihe „Täglich Pop“, sowie ein Syndicated Musiklayout mit drei Formaten. Beides ist ein neuartiges Angebot im deutschsprachigen Raum, und ich hoffe, daß es Resonanz erzeugt.

Im Print-Journalismus gibt es aktuell den Trend hin zu einer „Netzwerk-Redaktion“. Der G+J-Verlag macht es mit seinen Titeln vor, z.B. GEO. Statt einer Inhouse-Vollredaktion mit festangestellten Redakteuren will man Artikel künftig von Freiberuflern zukaufen, und zwar komplett. GEO verzichtet auf Bildtechnik, Titelgrafik und Kartographie, selbst diese wichtigen Bereiche werden nur noch von freien Zulieferern erledigt.

Die Brigitte, aus gleichem Hause, streicht nach der Übernahme von G+J durch Bertelsmann zum 1. November ebenfalls die gesamte Textredaktion. Stattdessen wird die Leitungsebene aufgeblasen, aber das ist nochmal ein anderes Thema.

Nachdem der Printmarkt für mich eine Vorreiterrolle im Umbau von Unternehmensprozessen einnimmt, erwarte ich ähnliche grundlegende Strukturänderungen auch in anderen journalistischen Bereichen. Darauf bin ich vorbereitet und positioniere mich entsprechend. Auch die für einen Radiosender wesentliche Funktion der Musikprogrammierung kann extern erfolgen, und das zu geringeren Kosten als eine Planung inhouse.

Über den Autor

Rüdiger Mohr

Rüdiger hat Musikwissenschaft, Psychologie und VWL studiert (M.A.) und ist Betreiber von hoerfunkwerkstatt.de. Er arbeitet seit 2001 im Hörfunk, kennt verschiedene Formate von Oldie/Gold bis Hot-AC, Abteilungen (Musik, Nachrichten, Technik, Sendungsredaktion) und alle Organisationsformen von nicht-kommerziell, privat bis öffentlich-rechtlich aus der Innenperspektive.

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